Archiv für den Monat: März 2021

Märchenstimme.

Wisst Ihr, was ich wirklich glaube? Dass es einen Grund hat, wenn ein Mensch in unser Leben tritt.

Den Märchenzoo am Blauen See in Ratingen kenne ich seit meiner Kindheit. Mitten im Wald, in der Nähe der Naturbühne (auf der in den 80er Jahren Pierre Brice als Winnetou mitgespielt hat). Und dann über Jahrzehnte nicht mehr dort gewesen. Bis. Ja. Bis. Vor acht Jahren. Da schlug mein damaliger Freund vor, in den Märchenzoo zu gehen.

Und dann stand ich da und bubbelte diesen netten Mann im Kassenhäuschen zu. Mit meinen Erinnerungen. Dass ich es so toll finde, dass es den Märchenzoo noch gibt. Das es früher soo viel größer wirkte. Dass ich die Affen mit Popcorn gefüttert hab. Und der nette Mann lachte und quatschte mit mir bis mein Freund und ich dann losstiefelten. Und zack. Ich war wieder ein Kind. Ich bin auf und abgesprungen. Wir haben Buzzer gedrückt und Ziegen gefüttert. Ich war glücklich.
Und dann sind wir wieder gegangen.
Losgelassen hat mich der Märchenzoo nicht.
Zuhause habe ich sofort geguckt, ob er bei Facebook ist und habe die Seite gefunden und geliked. Dann ging das Leben weiter, bald darauf ohne den Freund.

Eines Abends fläzte ich auf dem Sofa und scrollte durch Facebook und sah dieses Posting vom Märchenzoo „Eins unserer Märchen wurde neu vertont“. Ich habe es gelesen und hörte mich laut sagen: „Das will ich auch“ und am 30.09.2013 um 20:24 Uhr (ich habe gerade nachgeschaut) habe ich den Märchenzoo angeschrieben.
Eine Woche später habe ich Heike und Thomas vom Märchenzoo kennengelernt.
Heike. Eine der herzlichsten und wunderbarsten Menschen, die ich kenne.
Thomas. Der nette Mann, den ich damals zugebubbelt habe und es bis heute mit wachsender Begeisterung tue.

Herzensmenschen. Lieblingsmenschen. Den beiden habe ich sofort mein Herz geschenkt.
Was für wundervolle Menschen Heike und Thomas sind.
Lernt sie kennen! Besucht den Märchenzoo in Ratingen, sobald es (wieder) geht!  
Und lauscht auf dem Weg durch den Märchenzoo meiner Stimme in den verschiedensten Rollen. Denn aus dem Impuls auf dem Sofa heraus sind „alle Märchen“ geworden. Plus ein Neues, denn nach vielen vielen Jahren ohne ist auch der Froschkönig zu hören.
Sobald der Buzzer an den Märchen gedrückt wird, schallt meine Stimme durch den Wald. Und darum steht in meinem Profil: „Märchenstimme“.

Der Märchenzoo ist ein so unglaublich wichtiger Ort für mich und mein Leben geworden. Ich habe dort so wundervolle Menschen kennengelernt. Ich habe erfahren, dass sich mein Opa, der Künstler und Bildhauer war, auch in den Märchenzoo eingebracht hatte, indem er vor vielen Jahrzehnten einen Aladin für das entsprechende Märchen gemacht hat. Jahrzehnte später spricht seine Enkeltochter das Märchen ein.
Ich habe im Märchenzoo während des Wiederaufbaus nach Pfingstorkan „Ela“ im Jahr 2014 soviel Zusammenhalt erlebt. Dass ich mich im Märchenzoo einbringen durfte und darf hat mir viele Stärken offenbart, derer ich mir nicht bewusst war. Und durch die Menschen im Märchenzoo habe ich dann letztlich meinen Mann kennengelernt.

Das alles, weil mein damaliger Freund mal kurz in meinem Leben vorbeigeschaut hat. Damit ich in den Märchenzoo gehe. Das glaube ich wirklich. Dass das der Grund war, weshalb er kurz in mein Leben trat. Für den Fall, dass Du das hier liest: Danke! Ein schöneres Geschenk als unseren Ausflug dorthin hättest Du mir nicht machen können. Und ich wünsche Dir von Herzen, dass Du es auch erlebst.

Anna


Viola Linnea und das Sandkleid.

Ein Blog will mit Leben gefüllt sein. Dieser hier auch. Ich hab ihn auch wirklich unglaublich gerne, den BuchBarBlog. Damit muss ich einsteigen. Das muss ich euch sagen. Ausdrücklich. Muss ich. Denn ich blogge nicht so oft, wie ich es gerne tun würde.
Das liegt zum einen an diesem Ding mit der Zeit und zum anderen hab ich noch keine Ahnung, was Euch interessiert.
Darum habe ich damit begonnen (und werde nicht müde) Euch in meinen Social Media-Kanälen zu fragen: Worüber soll ich hier mal was schreiben und erzählen?
Das gilt übrigens auch hier und jetzt im Blog. Immer her mit Euren Ideen und Fragen – einfach unten kommentieren!

Kupferklümpchen möchte etwas zur/über die/meine Stimme wissen. Tina über Hörbücher aus der Kindheit. Die beiden Themen habe ich auf dem Schirm, möchte, muss und will dafür aber noch ein bisschen recherchieren.

Silke hat auch auf meine Frage reagiert und schrieb: „Ich könnte mir vorstellen, dass du uns auf deinem Blog erzählst, welche ersten Erinnerungen du an das Thema Bücher, Lesen etc. hast“.

Ich las die Frage und musste nachdenken. Bücher waren immer ein Teil meines Lebens. Bei uns wurde immer und viel (vor)gelesen. In der Schule fand ich diese Vorlesespiele immer ganz spaßig. Erinnert ihr euch? Der Erste fängt an eine Geschichte vorzulesen; verhaspelt er sich, ist der Nächste dran. Laut Texte lesen … Warum brauchte es eigentlich diesen Blogeintrag hier, damit ich sehe, dass mein Weg immer schon vorbestimmt war?

Meine allerliebste Buch-Erinnerung ist „Lotta aus der Krachmacherstraße“. Von Astrid Lindgren.
Es erschien damals im Verlag „Sonne, Mond und Sterne“. Das weiß ich noch, weil ich das einen ganz tollen Namen fand und verzückt von dem Logo war. Geliebt habe ich Lotta. Lotta aus der Krachmacherstraße. Das kleine, rawotzige*, liebenswerte Mädchen, das sich nichts gefallen ließ und ihr Ding gemacht hat. Beispiel? Lotta streitet sich mit ihrer Mutter, weil sie den blöden Kratzpulli nicht anziehen will – und weil die Mutter das nicht einsieht, schnappt sich Lotta ihre Lieblingspuppe Viola Linnea und zieht zu Tante Berg auf den Dachboden. Da findet sie es zwar dann bald blöd, weil sie da so alleine ist, aber sie bleibt trotzig und kommt erst wieder nach Hause, nachdem ihr Vater sie auf dem Dachboden besucht und sie bittet nach Hause zu kommen.

Ich sitze gerade lachend vor meinem Rechner und verstehe gerade, warum ich Lotta so geliebt hab – und es noch immer tue.

Es gibt wohl fünf Lotta-Bücher, ich erinnere mich aber nur an die ersten beiden. Die zwei sind meine Lotta-Welt. In der hat sie ihr Samtkleid übrigens konsequent Sandkleid genannt. Und auf der anderen Seite des Buchs musste Mama Tefert dann zur Nähmaschine greifen und mir auch ein Sandkleid nähen. Und ratet, wie wohl meine hübsche Porzellanpuppe hieß?

Ganz toll fand ich auch „Der kleine Vampir“ – vor allem weil es da eine Anna gab. Und die trug das Parfum „Mufti Eleganti“. Ich weiß leider nicht mehr, welcher meiner Brüder es war, aber einer von Beiden hat mir ein Parfum geschenkt und gesagt, es sei „Mufti Eleganti“. Ich erinnere mich nicht mehr an den Duft, aber ich habe es geliebt.

Ich hab auch die „Rätsel um..“ Bücher von Enid Blyton verschlungen und „Die fünf Freunde“ sowieso. So intensiv wie „Lotta“ war aber, mein ich, kein anderes Buch. Die Ausgaben, die ich früher hatte, gibt es leider nicht mehr – und ich weigere mich die mit dem neuen Cover zu kaufen und die Verfilmung habe ich nie gesehen.

„Ich könnte mir vorstellen, dass du uns auf deinem Blog erzählst, welche ersten Erinnerungen du an das Thema Bücher, Lesen etc. hast“.

Liebe Silke. Das sind so mit meine ersten Erinnerungen – und bis heute ist es so, dass es mich glücklich macht ein Buch in der Hand zu halten. Sobald ich es lese, werde ich ein Teil von ihm. Und wenn das Leben zwischendurch mal meint, ich soll den blöden Kratzpulli anziehen, kommt die Lotta in mir durch – und zieht den blöden Pulli ganz bestimmt nicht an.

Ich möchte Silkes Frage an sie selbst zurück-, und an euch weitergeben: Welche ersten Erinnerungen an das Thema Bücher, Lesen habt ihr?

Anna

* „rawotzig“ ist ein Tefert´scher Ausdruck für „seeehr trotzig, dabei aber nie das Ziel aus den Augen verlierend“


Und dann sind die letzten Worte eingesprochen.

Gestern Abend habe ich den letzten Satz eingesprochen. In zwei Versionen. Im Schnitt wird sich zeigen, welche Version es wird. Welche den „Es-ist-zu-Ende-aber-es-wird-weitergehen“-Punkt trifft.

„Wintertöchter. Die Kinder“ ist also fertig eingesprochen. Ein weiterer Teil der Geschichte von Anneli, Marie und der Dede erzählt. Eine wieder unglaublich emotionale Zeit liegt hinter mir, denn der zweite Teil der Wintertöchter steht dem Ersten in nichts nach. Nein. Wirklich nicht. Mignon Kleinbek legt sogar noch einen drauf.

Nach der Emotion kommt die Ratio.

Jetzt folgt der kopflastige Teil. Der Schnitt. Habe ich den Text richtig abgelesen oder sind mir inhaltliche Fehler unterlaufen? In diesem Fall muss der besagte Teil nachproduziert und hinzugefügt werden. Manche Sätze, manche Passagen habe ich mehrfach eingesprochen, jetzt gilt es den mit der besten Betonung rauszusuchen und ihn so an der vorangegangenen Text zu schneiden, dass ihr den Schnitt später nicht hört. Dieser Teil der Arbeit am Hörbuch ist anders als das Einsprechen; an Konzentration buße ich aber nichts ein. Denn der Schnitt funktioniert nicht „mal eben so nebenbei“, die Gefahr etwas zu überhören ist groß.
Ich kann euch gar nicht sagen, wie oft ich das Buch „Wintertöchter. Die Kinder“ gelesen haben werde, wenn der letzte Schnitt gesetzt ist. Drei bis vier Mal locker. Vermutlich eher fünf Mal.

Ich freu mich schon jetzt wahnsinnig auf den dritten und finalen Teil der Wintertöchter-Trilogie. Und wisst ihr noch etwas? Ich bin unsagbar stolz, die Stimme der Wintertöchter sein zu dürfen. Wirklich stolz.

Anna