Aus dem Leben einer Hörbuchsprecherin.

Ok. Wow. Zwei Monate sind schon wieder vergangen. Zack. Ich hole das nach. Jetzt.

Ich platze vor Stolz. Ehrlich. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass ich in meinem Leben schonmal so stolz auf mich selbst gewesen bin und das auch zugelassen habe.
Am 31.12.2020 ist „Wintertöchter. Die Gabe“ als Hörbuch in den Verkauf gegangen.

Wintertöchter. Die Gabe
Geschrieben von Mignon Kleinbek
Erschienen im pinguletta Verlag
Gesprochen von Anna Tefert

Der Name unten.
Das ist meiner.
Wahnsinn.
Bestimmt könnte man es für unprofessionell halten, dass ich mich öffentlich darüber so freue. Ich könnte auch bitchy-cool sein. Aber so bin ich nicht. Ich freue mich. Und ich werde mich über jedes weitere Hörbuch, das ich in Zukunft einspreche, freuen und stolz sein.

Die BuchBarWoche.

Meine erste „BuchBarWoche“ liegt hinter mir.
Ich hatte ja letztes Jahr entschieden, ab 2021 eine Woche im Monat kein Radio zu machen, sondern stattdessen Zeit fürs Hörbuchsprechen zu haben. Vergangene Woche war es soweit und die erste Woche, die ich rein für die BuchBar hatte, war da.

Ich hatte viele Erwartungen und keine. Ich hab so viel auf meiner Agenda stehen. So vieles, um das ich mich kümmern möchte. Dinge, die ich recherchieren möchte. Dinge, die ich angehen möchte. Aber – Achtung Spoiler: Dafür braucht es mehr als eine erste Woche… Verdammt.

Die ersten beiden Tage bin ich noch ein wenig ums Studio herumscharwenzelt. Dienstag hab ich den Rechner hochgefahren, was gut war, weil ich einige Updates machen musste, wie ich dann sah. Vorarbeiten. Vorbereitungen. Ich hatte ein bisschen neuen Schnickes gekauft. Ein neues Tablet, eine App, die alle Formate lesen kann und mit der ich auch den Text markieren kann. Einen Tablet-Arm für den Tisch, damit ich die Hände beim Sprechen frei habe und damit ich kein Seitenblättern auf der Aufnahme habe (was wirklich nervig im Schnitt ist). Da musste ich mich ein bisschen eingrooven. Damit es dann am dritten Tag der Woche losgehen konnte.

Mein BuchBarTag startet gegen 12 Uhr. Ich wollte deutlich eher starten, aber das bringt nichts. Mein BuchBarStudio hat eine gute Akustik und wenn es ruhig ist, ist es ruhig. Aber morgens fahren LKW vorbei. Viele LKW. Obwohl wir wirklich ländlich leben. Nun. Lange Rede: Das LKW-Brummen wäre auf den Aufnahmen, die ich dann alle drei Minuten unterbrechen müsste. Das ist einfach nicht praktikabel. Also starte ich um 12.

Ich spreche gerade „Wintertöchter. Die Kinder“ ein – und wer findet: „Der erste Teil ist der Hammer“ dem sei gesagt: Im zweiten Teil setzt Autorin Mignon Kleinbek noch einen drauf.
Die Geschichte von Anneli, Marie und der Dede wird noch intensiver – und das fordert mich als Hörbuchsprecherin. Emotionen sind anstrengend. Im realen Leben, aber auch beim Hörbuchsprechen. Geht es Anneli schlecht, dann geht es auch mir schlecht. Geht es der Dede gut, dann geht es mir auch gut. Geschehen beide Handlungsstränge in einem Kapitel, muss ich zwischen den starken Gefühlen hin und herspringen und darf sie nicht vermischen. Ein Abschnitt war so traurig, dass ich danach eine Pause machen, durchatmen und mich ablenken musste, um die Traurigkeit wieder abzulegen. Da passte es sehr gut, dass es geschneit hatte und ich darum dringend raus in den Schnee musste mit unserem Hund.

Bevor ich ein Kapitel einspreche, lese ich mich laut ein und arbeite mit dem Text. Die Figuren der Wintertöchter sind mir vertraut. Aber in jedem Kapitel muss ich erst herausfinden, welche Gefühle sie durchleben werden und wie es ihnen geht. Ich spreche die Sätze laut und finde heraus, mit welcher Betonung ich dem Satz gerecht werde. Das macht ihr, wenn ihr ein Buch leise lest, automatisch. Das macht ihr übrigens auch, ohne nachzudenken, wenn ihr euch unterhaltet. Jeder Satz hat ein sinngebendes Wort – und das betont ihr beim Reden von selbst, ohne darüber nachzudenken.

Die Kapitel in „Wintertöchter. Die Kinder“ sind lang. Ich komme ungeschnitten auf eine gute Stunde, meist mehr. Ich schätze, sie werden dann nach dem Schnitt locker 45-50 Minuten lang sein. Ich bin gut voran gekommen in meiner BuchBarWoche; saß jeden Tag bis spät abends im Studio. Am Ende des Tages muss ich mit dem Einsprechen aufhören, weil ich zu unkonzentriert werde und dann kaum noch einen geraden Satz lesen kann- oder meine Stimme befindet dann nach vielen Stunden, dass es jetzt reicht. Das ist dann aber auch völlig ok. In meiner BuchBarWoche habe ich über die Hälfte des Buchs eingesprochen.
Bis zur nächsten BuchBarWoche dauert es jetzt noch drei Wochen.
Das Hörbuchsprechen geht aber weiter. Nach der Arbeit beim Radio.

Ohne würde ich es nicht mehr aushalten.

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